WIEWEILBerlin
46.020 m²
Planungsgemeinschaft Wieweil GbR (Graft und Kleihues + Kleihues), Berlin
Stiftung Abendrot, bestehend aus einer Projektgesellschaft von KIM (Kilian Immobiliengruppe) und WBM Wohnungsbaugesellschaft, Berlin
Der südliche Teil des Holzmarkt-Areals in Berlin ist ein Beispiel dafür, wie sich Subkultur in einem gnadenlosen Immobilienmarkt behaupten kann. Das funktioniert allerdings nur, wenn sie Unterstützung erhält – in diesem Fall von der Abendrot-Stiftung aus Basel. Sie ist Eigentümerin des Geländes an der Spree und plant nun zusammen mit der Kilian Immobiliengruppe und der WBM Wohnungsbaugesellschaft den nördlichen Teil mit einem Wissenscampus und günstigem Wohnraum zu bebauen.
„Um auf Abfangträger verzichten zu können, leiten wir die vertikalen Lasten in Schrägstützen um. Sie sind von den Architekten bewusst als gestalterisches Merkmal in ihren Entwurf mit einbezogen.“
Unter dem Titel „WIEWEIL“ entsteht nach den Plänen der Architekturbüros GRAFT und kleihues + kleihues eine innovative Verzahnung von Lernen, Arbeiten und Wohnen zu für Berlin ungewöhnlich günstigen Mieten. Das Gebäude besteht aus einem zweigeschossigen Sockelgeschoss, in dem sich Gewerbeeinheiten sowie ein großes und ein kleines Foyer befinden. Der Sockel erstreckt sich über 136 Meter Länge – und das ohne Dehnfugen. Stattdessen wird mit Schwindfugen gearbeitet: In der Ausführung werden die Gebäudeteile geschossweise einzeln errichtet und die Schwindfugen dann jeweils nachträglich geschlossen, bevor mit dem nächsten Geschoss fortgefahren wird.
Große Spannweiten für einladende Foyers
Da die Foyers für Veranstaltungen genutzt werden, sollten sie möglichst stützenfrei sein. Um das zu erreichen, spannen die Träger über eine Länge von bis zu 21 Metern. Entsprechend hoch sind sie ausgeführt: Bis zu 1,65 Meter sind sie stark, da die Dachterrasse über dem Foyer zum Teil intensiv begrünt werden soll. Über dem zweigeschossigen Sockel stehen drei markante, insgesamt elfgeschossige Türme, die vom zweiten bis vierten Obergeschoss noch über eine kammartige Grundrissstruktur miteinander verbunden sind. Zwei der Türme werden bewohnt, der dritte ist Büros vorbehalten. Durch die unterschiedlichen Geometrien der Baukörper und den verschiedenen Nutzungen lassen sich die Stützen nicht durchgehend bis auf die Bodenplatte führen. Da die Geschosse nicht ausreichend Höhe für die nötigen Abfangträger bieten, leiten wir die Lasten über sichtbare Schrägstützen um.
Zwischen dem Gebäude und der Spree befindet sich der Bahndamm, der die zentrale Verbindung zwischen Haupt- und Ostbahnhof bildet. Eine Herausforderung für den Baubetrieb ergibt sich durch die Vorgabe, den Zwischenraum von Bahndamm und Gebäude nicht für die Baustelleneinrichtung zu nutzen. An dieser Stelle kragen die Türme ab dem vierten Obergeschoss über vier Meter aus. Die Decke muss also bereits im Bauzustand stützenfrei konstruiert werden. Auch hier werden die Lasten über Schrägstützen umgeleitet, damit die statische Kraglänge reduziert werden kann. Ausgesteift wird das Gebäude über die Treppenhaus- und Aufzugskerne, die aufgrund der hohen Geschosszahl über Koppelbalken miteinander verbunden sind.
Bildrechte: © Entwurf: Planungsgemeinschaft Wieweil GbR, Visualisierung: Realace GmbH