WalzstahlhausDüsseldorf
13.430 m²
Architekten Graf + Graf, Montabaur
Konrad Knoblauch GmbH, Markdorf
Art-Invest Walzstahlhaus Objekt GmbH, Köln
Zentral in der Düsseldorfer Carlstadt gelegen, wurde das Walzstahlhaus 1940 für den Verband der deutschen Walzstahl-Unternehmer errichtet. Die Architekten Heinrich Rosskotten und Karl Wach entwarfen einen klar gegliederten, mit rotem Sandstein verkleideten Verwaltungsbau im Stil des Neoklassizismus, der heute unter Denkmalschutz steht. Nun wird er von den Architekten Graf + Graf revitalisiert.
„Der Eingriff in die Statik ist in diesem Ausmaß für ein solches Gebäude ungewöhnlich stark. Doch nur so kann eine für den Bauherrn optimale Grundrissorganisation erreicht werden.“
Die Eingriffe, die dazu beitragen sollen, verändern das Fassadenbild kaum – sind aber teilweise sehr umfangreich. Unter anderem wird das Dachgeschoss nutzbar gemacht. Bisher war die lichte Höhe zu gering, um es vermieten zu können. Die Dachfläche zur Straße hin bleibt aus Gründen des Denkmalschutzes bestehen. Sie darf lediglich um einige Dachfenster ergänzt werden. Dahinter jedoch wird das Dach komplett zurückgebaut und durch eine leichte Stahlskelettkonstruktion mit minimaler Dachneigung neu aufgesetzt, die auch Lasten des bestehenbleibenden Daches aufnimmt. Durch das neue Dach wird im Großteil des Geschosses eine lichte Raumhöhe von 3,10 Meter erreicht.
Auch die Technikzentrale, die sich etwas versetzt hinter dem zentral positionierten Attikaaufbau befindet, wird in derselben Konstruktionsweise neu erstellt. Die Lasten werden über Unterzüge im Geschoss darunter abgeleitet. In den Vollgeschossen wird ungewöhnlich stark in die Statik des Gebäudes eingegriffen: Da der Bauherr die Mieteinheiten vergrößern möchte, müssen auf einer Achse die aussteifenden Stahlbetonwände entfernt werden. Sie werden durch eine neue Stahlrahmenverbundkonstruktion ersetzt, die im Untergeschoss in die bestehende Stahlbetonwand eingespannt wird. Im Inneren des Gebäudes wird eine Vielzahl an Durchbrüchen und nichttragenden Wänden ergänzt, um eine zeitgemäße Organisation von Grundriss und Haustechnik zu ermöglichen. Dadurch kann auch eine Galerie im Sitzungssaal zugänglich gemacht werden, die momentan durch die bestehende Haustechnik blockiert ist.
Vorgesetze Stahlkonstruktionen
Auf der Hofseite wird sich das Gebäude auch im Außenraum verändern. An einen außermittig platzierten Riegel, der den Hof in zwei unterschiedlich große Teile trennt, werden Balkone vorgesetzt. Sie bestehen ebenso wie ein neu hinzugefügtes Fluchttreppenhaus aus einer sich selbst tragenden Stahlkonstruktion, deren Lasten teilweise über eine Stahlbetonvorlage und Mikropfähle beziehungsweise Überzüge abgetragen werden. Lediglich die horizontalen Kräfte werden in die Fassade geleitet.
Unter dem kleineren Teil des Hofs befindet sich eine Tiefgarage, die über eine Zufahrt außerhalb des Gebäudes erreicht wird. Hier entsprechen die Fahrbahnbreiten allerdings nicht mehr der Norm und müssen angepasst werden, indem sechs Stützen versetzt werden. Dafür werden mittels eines Höchstdruck-Wasserstrahlverfahrens die Unterzüge sowohl an ihren Kreuzungspunkten – hier befinden sich die bestehenden Stützen – als auch am neuen Standort der Stützen direkt neben diesen Kreuzungspunkten freigelegt. Um die Kräfte aus den nun „freischwebenden“ Kreuzungspunkten in die neuen Stützen umzuleiten, müssen zusätzliche Bewehrungseisen eingebaut werden. Anschließend werden sowohl die Unterzüge als auch die neuen Stützen zubetoniert.
Bildrechte: © Stefan Schilling Fotografie, Köln