KönigshofEssen

Königshof
BGF
30.000 m²
BRI
72.000 m³
Architektur
RKW Architektur + Rhode Kellermann Wawrowsky GmbH, Düsseldorf
Auftraggeber:in
Kölnische Haus- und Grundstücksverwaltung Dr. Koerfer GmbH & Co. KG, Köln

Zusammen mit dem prominent am Willy-Brandt-Platz gelegenen Hotel Handelshof bildet das ehemalige, in den 1970er-Jahren erbaute Horten-Kaufhaus den Eingang zur Essener Einkaufsmeile. Nachdem das Gebäude, welches sich im Besitz der Koerfer Gruppe aus Köln befindet, viele Jahre durch Galeria Kaufhof genutzt wurde, wird es nun nach den Plänen von RKW+ umgestaltet.

Gestalterisch hat sich das Bild des Gebäudes stark geändert: Die sehr verschlossen wirkende und durch massive Sichtbetonelemente geprägte Ansicht des ehemaligen Kaufhauses wurde durch eine Fassade in Natursteinoptik mit großzügigen Fensterflächen ersetzt. Die Architekten stellten hiermit einen Bezug zu dem Hotel Königshof her, dem Vorgängerbau aus den 1920er Jahren, der auch Namensgeber für das Projekt ist. Auch die abgerundete Ecke zur Lindenallee und zur Rathenaustraße, welche früher prägend für das Hotel war, ist wieder hergestellt worden.

Auch das Gesamtkonzept des Gebäudes wurde neu entwickelt, da es zukünftig nicht mehr durch einen einzigen Mieter genutzt werden wird. Neben einer Markthalle im Erdgeschoss und zwei Supermärkten im Untergeschoss sind in den oberen Geschossen nun Büros vorgesehen.

Um diese neuen Nutzungskonzepte umzusetzen, waren einige Umbauten erforderlich, die zum Teil tief in die Statik des Gebäudes eingreifen. Hierzu zählt der große Lichthof, der in der Mitte des Gebäudes entsteht. Dieser dient in erster Linie dazu, Tageslicht in die riesigen ehemaligen Verkaufsflächen zu bringen. Hierfür musste allerdings das Dach geöffnet und die Deckenöffnungen, in denen sich früher die Rolltreppen befanden, deutlich vergrößert werden. Die Unterzüge und Deckensysteme wurden aus diesem Grund neu berechnet und teilweise verstärkt.

Eine weitere Herausforderung war die neu zu schaffende Rundung der Gebäudeecke. Das Deckensystem, welches in diesem Bereich bereits eine Auskragung von bis zu 5 Metern aufwies, wurde durch eine Stahlkonstruktion noch einmal um bis zu 2,5 Meter verlängert. Teilweise war es erforderlich, die bestehenden Stahlbetonträger zu verstärken. Hierfür wurde das Hochdruckwasserstrahlverfahren angewendet, bei dem der Beton der Unterzüge mit einem Wasserdruck von bis zu 3000 bar entfernt wurde. Anschließend konnte die zusätzlich erforderliche Bewehrung eingebaut und der entfernte Beton durch Spritzbeton wieder ergänzt werden.

Für die im Zuge der Umplanung notwendige Erschließung insbesondere des Erdgeschosses und des Untergeschosses bedarf es neuer Treppenanlagen, Fahrsteige und Aufzüge. Diese wurden ebenfalls in die bestehende Gebäudestruktur integriert.

Die wahrscheinlich größte Herausforderung der Umbaumaßnahmen stellte der Rückbau des so genannten Posttunnels dar. Dieser verlief quer durch das Basement unterhalb des Willy-Brand-Platzes zum benachbarten Postgebäude. Da der Tunnel als Brückenkonstruktion errichtet worden war, gestaltete sich der Rückbau sehr anspruchsvoll, zumal eine Abstützung des Bauwerks aufgrund der unterhalb des Basements verlaufenden U-Bahn-Tunnel nicht möglich war. Daher musste die Basement-Decke geöffnet und der Tunnel von außen rückgebaut werden. Hierfür wurden die zum Teil 40 cm starken Wände und Decken des Tunnels in kleinere Blöcke zersägt, die anschließend mit dem Kran von der Baustelle gehoben werden konnten.

„Auch wenn die tragwerksplanerischen Herausforderungen groß waren, hat es sich gelohnt. Der 50 Jahre alte Königshof erstrahlt in neuem Glanz und wird auch den heutigen Nutzungsanforderungen gerecht.“

M.Sc. RWTH Michael Zimmermann
Projektleiter

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