MachabäerstraßeKöln
30.330 m²
70.740 m³
caspar.schmitzmorkramer GmbH, Köln
Art-Invest Real Estate Management GmbH & Co. KG, Frankfurt am Main
Keine 500 Meter vom Kölner Hauptbahnhof entfernt steht ein Bürogebäude aus dem Jahr 1927, das sein Erscheinungsbild durch einen Umbau im Jahr 1974 erhalten hat. Nun wird es im Auftrag der Art-Invest Real Estate vom Architekturbüro caspar. revitalisiert. Durch schlaue Eingriffe entsteht ein hochwertiges, zeitgemäßes und vor allem nachhaltiges Gebäude, das beispielhaft für vergleichbare Bauaufgaben ist.
„De facto sind es die Lasten von drei zusätzlichen Geschossen, die auf die ursprüngliche Tragstruktur wirken. Um die entstehenden Kräfte nicht über zusätzliche Fundamente ableiten zu müssen, sollten die Lasten möglichst gering bleiben: Eine Decke aus Brettschichtholz war die beste und zugleich nachhaltigste Lösung.“
Der Bestandsbau hat das typische Aussehen eines Bürogebäudes aus den 1970er-Jahren: streng gegliederte Fassade, kleine Fenster, keine optischen Highlights. Das wird sich nun ändern. Holz und Glas sind die bestimmenden Materialien, die der markanten Fassadenflucht entlang der Turiner Straße ein neues Gesicht verleihen. Das Gebäude besteht aus vier Bauteilen, die sich um einen länglichen Innenhof gruppieren. Es wurde 1927 noch mit drei Vollgeschossen und einem Dachgeschoss konzipiert, 1974 wurde das Dachgeschoss durch zwei Vollgeschosse ersetzt. Dafür wurden die bestehenden Stützen teilweise verstärkt.
Der Riegel an der Turiner Straße ist um rund sieben Meter zurückversetzt. Der Entwurf von caspar. sieht vor, den Riegel um diesen Raum in seiner Tiefe zu erweitern. Dafür wird die bestehende Fassade zurückgebaut; stattdessen bleibt lediglich eine tragende Innenstützenachse übrig. Die bestehenden Betondecken werden durch Holzdecken zur Straße hin erweitert. Den Abschluss bildet eine Glasfassade, die durch in sich verdrehte Pfosten aus Holz eine prägnante Optik verliehen bekommt.
Kostenabwägung
Weitere Fläche gewinnt der Bauherr durch die Verkleinerung des Innenhofs um ein Deckenfeld und durch die Aufstockung des ohnehin schon 1974 aufgestockten Gebäudeteils um ein weiteres Geschoss. Wir standen nun vor der besonderen tragwerksplanerischen Herausforderung, die Lasten von insgesamt drei zusätzlichen Geschossen über die ursprüngliche, leicht verstärkte Tragstruktur abtragen zu müssen. Wären die neuen Decken in Massivbauweise ausgeführt worden, hätten die bestehenden Fundamente die dazukommenden Lasten nicht mehr aufnehmen können. Sie hätten verstärkt und durch Pfahlgründungen ergänzt werden müssen. Um die dadurch entstehenden Kosten zur vermeiden und dem vom Bauherrn gewünschten Konzept der Nachhaltigkeit gerecht zu werden, entschieden wir uns auch hier für die im direkten Vergleich viel teureren Holzdecken. Die Lasten sind jedoch deutlich geringer, sodass die bestehende Tragstruktur noch ausreichend ist und dadurch die Mehrkosten wieder aufgefangen werden konnten. Nur die Fassade zum Innenhof muss erneuert werden, um die dort anfallenden Lasten abtragen zu können. Dort, im Hof, wird zudem eine zusätzliche Stahltreppe ergänzt.
Der parallel verlaufende Riegel wird nicht aufgestockt, bekommt stattdessen aber als oberen Abschluss eine teilweise intensiv begrünte Dachterrasse. Die Lasten sind in Summe nahezu dieselben wie die der Aufstockung; auch hier konnte also die vorhandene Tragstruktur beibehalten werden. Zum Nachbargebäude hin bekommt der anschließende Hof eine neue Mittelgarage. Innen werden unter anderem die Kerne angefasst sowie weitere kleine Eingriffe vorgenommen. Ein neuer Eingang an der Turiner Straße führt in einen zweigeschossigen, „Gartrium“ genannten Abschnitt, der sich über die gesamte Länge des Riegels erstreckt und wie ein Wintergarten üppig mit Pflanzen ausgestattet ist. Das Gartrium dient als Treffpunkt, macht aber auch von außen sichtbar, worum es den Bauherrn geht: der Natur den nötigen Respekt zollen und nachhaltig zu bauen – so, wie es zum Standard werden sollte.
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