Gutenbergstraße 8-10Berlin
35.480 m²
115.000 m³
ioo Elwardt Lattermann Architekten mbH, Berlin
Hadi Teherani Architects GmbH, Hamburg
CENTRUM Projektentwicklung GmbH, Düsseldorf
Auf einem Spree-Grundstück rund 500 Meter westlich des Berliner Tiergartens entsteht im Auftrag der „Centrum Projektentwicklung“ ein Bürogebäude mit angegliedertem sozialem Wohnungsbau. Ein separater, auffälliger Wohnturm mit Luxuswohnungen ergänzt den Gebäudekomplex. Bis 2024 soll er fertiggestellt sein.
Das Projekt besteht aus drei Bauteilen. Mit einer Bruttogrundfläche von rund 23.000 Quadratmetern nimmt das siebengeschossige Bürogebäude die meiste Fläche ein. Direkt angeschlossen ist ein weiterer Gebäudeteil, der sozialen Wohnungsbau beinhaltet. Während die Fassade des Bürogebäudes geschosshoch verglast und durch konische Fensterlaibungen strukturiert ist, weist die verputzte Fassade des Wohngebäudes deutlich mehr geschlossene Flächen auf. Hier sind es die Balkone, die der Oberfläche Struktur geben. Beide Bauten wurden von ioo Architekten entworfen. Die Pläne des zehngeschossigen Wohnturms mit den Luxuswohnungen stammen hingegen von Hadi Teherani Architects. Er steht separat im Norden des Grundstücks, direkt an der Spree. Seine Grundrisse sind relativ frei geformt und zueinander leicht verdreht. Das sorgt für eine lebendig wirkende Fassade.
Individuelle Berechnungen
Gegründet sind die drei Gebäude jeweils auf einer elastisch gebetteten Bodenplatte. Alle Gebäudeteile sind komplett unterkellert. Da die Zufahrt zu den privaten Stellplätzen der Bewohner des Luxus-Wohnturms über die Tiefgarage des Bürogebäudes erfolgt, sind beide Gebäude im Untergeschoss durch einen Tunnel verbunden. Ausgesteift werden alle Gebäude über ihre Kerne, wobei im Bürogebäude nicht alle bis ins Untergeschoss reichen und hier Wandpfeiler die horizontalen Lasten abfangen.
Eine große Herausforderung ergab sich im Bürogebäude durch das statische System der Decken: Die Endfelder haben eine größere Spannweite als die Innenfelder. Um große Deckenverformungen zu vermeiden und alle Nachweise optimal erfüllen zu können, entschieden wir uns gemeinsam mit der Bauherrin dazu, die Decken mit einer höheren Betongüte auszuführen.
Ungewöhnlich sind auch die abgeschrägten Unterzüge, die den oberen Abschluss der vier Haupteingänge bilden. Sie kommen zustande, da die Architekten die konische Formgebung der Fensterlaibung auch im Eingangsbereich fortsetzen wollen. Die Herausforderung war nun, die exzentrischen Lasten der Fassade aus dem äußeren, eigentlich zu dünnem Bereich des Unterzugs in die Geschossdecke zu zentrieren. Um das zu ermöglichen, werden die Decken hier mit 40 Zentimetern deutlich stärker ausgeführt.
Anspruchsvoll ist auch die Planung des separaten Wohnturms. Hier musste jedes Geschoss für sich betrachtet werden, da sie allesamt individuell gestaltet sind. Das gilt auch für die Stahl-Balkone, die teilweise bis zu vier Metern auskragen. Dort, wo die entstehenden Bewegungen zu groß werden, waren Schwingungstilger einzuplanen. Auf der Dachterrasse des zweigeschossigen, als Staffelgeschoss ausgeführten Penthouses soll zudem eine „grüne Hölle“ entstehen. Intensive Dachbegrünung und zusätzliche Aufbauten wie ein Whirlpool sorgen für hohe Lasten, die über die Geschossdecke unterhalb des Staffelgeschosses über drei Ebenen abgefangen werden müssen. Deshalb sind die verstärkten Deckenstreifen hier teilweise 45 Zentimeter stark.
Eine weitere Herausforderung ergab sich an den Kernen des Gebäudes. Da an ihnen eine Vielzahl von Schächten und Treppen angegliedert ist, bleibt nicht mehr viel Fläche, um die Kräfte aus der Decke in die Kernwände einzuleiten.
„Gerade im Wohnturm von Hadi Teherani ergeben sich durch die individuelle Gestaltung der Grundrisse und Fassade eine Vielzahl an statischen Herausforderungen. Der Aufwand lohnt sich jedoch: Das Gebäude wird zu einer attraktiven Landmarke am Spreebogen zwischen Charlottenburg und Moabit.“
Bildrechte: CENTRUM Property Management GmbH